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Medikamentenabhängigkeit

In Deutschland sind etwa 1,4 Millionen Menschen medikamentenabhängig.

Frauen und ältere Menschen sind besonders häufig betroffen. Süchtig werden kann man von folgenden Medikamenten: Beruhigungsmittel (Sedativa), Schlafmittel (Hypnotika), Aufputschmittel (Stimulanzien) und die meisten Schmerzmittel (Analgetika).

Die Besonderheit einer Medikamentenabhängigkeit besteht darin, dass die Betroffenen das Medikament zur Linderung einer körperlichen oder psychischen Symptomatik einnehmen, hierbei aber bereits nach wenigen Wochen eine körperliche Abhängigkeit entstehen kann: Die Betroffenen haben den Eindruck, dass sich ihre ursprüngliche Symptomatik verschlimmert, während sie tatsächlich ihr Medikament zunehmend nur noch zur Beseitigung der Entzugserscheinungen nehmen. Gleichzeitig bleiben die meisten Betroffenen aber nach außen vollkommen unauffällig.

Wir fassen Medikamentenabhängige in gesonderten Behandlungsgruppen zusammen. Außerdem verfügen wir durch unsere Psychosomatikabteilung über geeignete Therapieangebote zur Behandlung der körperlichen oder psychischen Ursprungsbeschwerden von Medikamentenabhängigen.

Die Kriterien für eine Medikamentenabhängigkeit (nach ICD.10) lauten:

  1. Starker Wunsch oder eine Art Zwang, ein Medikament zu nehmen. Hatten Sie Verlangen nach Ihrem Medikament, dem Sie nicht widerstehen konnten?
  2. Verminderte Kontrolle über den Medikamentengebrauch. Kam es vor, dass Sie mehr von Ihrem Medikament genommen haben, als Sie ursprünglich wollten?
  3. Körperliche Entzugserscheinungen bei Beendigung oder Verringerung des Medikamentenkonsums. Haben Sie Zittern, Schlafstörungen, Nervosität oder Unruhe, Schweißausbrüche, Herzrasen, Kopfschmerzen oder Übelkeit erlebt, wenn Sie versuchten, Ihren Medikamentenkonsum zu reduzieren oder einzustellen?
  4. Toleranzentwicklung. Waren zunehmend höhere Mengen Ihres Medikaments erforderlich, um die erwünschte Wirkung zu erzielen?
  5. Zunehmende Vernachlässigung anderer Interessen oder Hobbys zugunsten des Medikamentenkonsums. Erhöhter Zeitaufwand, um Medikamente zu beschaffen, zu trinken oder sich von den Folgen zu erholen.
  6. Unveränderte Medikamenteneinnahme trotz des Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen. Haben Sie Ihre Medikamente weiter genommen, obwohl sich Ihr Arzt ernsthaft besorgt über Ihren Medikamentenkonsum gezeigt hat?

Wenn mehr als 3 Merkmale zutreffen, ist von einer Medikamentenabhängigkeit auszugehen.

Bericht eines Betroffenen

„Ursprünglich bekam ich meine Beruhigungsmittel von meinem Arzt verschrieben, als ich beruflich so viel Stress hatte und unter Versagensängsten litt. Das hat auch prima geholfen. Ich habe mir überhaupt nichts dabei gedacht, aber ohne Medikamente ging sehr bald gar nichts mehr. Ich hatte sofort Herzklopfen, Hitzewallung und war vollkommen nervös. Es wurde immer schwieriger, meinen Arzt davon zu überzeugen, mir die Pillen weiter zu verschreiben. Ich hatte schließlich mehrere Ärzte, die wussten nichts von einander. Ich habe dann auch die verschiedensten Präparate ausprobiert. Meine Umwelt hat von all dem nichts mitgekriegt. Später bin ich häufiger gestürzt, da hat das mit der Dosierung nicht immer so hingehauen.“

Literaturtipp:

Poser, W. & Poser, S. (1996). Medikamente – Missbrauch und Abhängigkeit. Thieme Verlag: Stuttgart.

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