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Entpathologisieren von Rückfällen

Die meisten Suchtpatienten reagieren auf einen Rückfall mit erheblicher Ambivalenz hinsichtlich weiterer Abstinenzmotivation und Resignation, die durch konfrontatives Therapeutenverhalten noch verstärkt werden können. Eine zwangsläufige disziplinarische Entlassung bei Rückfällen hat sich nicht bewährt.

Von daher haben Rückfälle während der Behandlung in der salus klinik Lindow keine disziplinarische Konsequenz, wenn sich ein konstruktiver Ansatzpunkt für eine Weiterbehandlung ergibt. In diesem Fall sind alle Maßnahmen zu allererst darauf gerichtet, ein mögliches Resignieren der Betroffenen zu verhindern bzw. zu überwinden und ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung in zukünftige Abstinenz wieder herzustellen. In jedem Fall werden rückfällige Patienten zunächst auf die Aufnahmestation verlegt, die sie nicht verlassen dürfen, bis sie wieder nüchtern sind und über das weitere therapeutische Vorgehen entschieden wurde.

Wenn Suchtpatienten einen Rückfall dagegen verheimlichen und erst durch Klinikmitarbeiter „ertappt“ werden bzw. bei regelmäßigen Routinekontrollen auffallen, hängt unsere Bereitschaft zur Weiterbehandlung davon ab, inwieweit sie sich aktiv um eine Wiederherstellung des gestörten Vertrauensverhältnisses bemühen.

Langzeitstudien belegen eindrucksvoll, dass Rückfälle in der Regel kein prinzipielles Scheitern der Betroffenen bedeuten. Sie stellen vielmehr normale Vorgänge auf dem Weg zu lebenslanger Abstinenz bzw. Symptomüberwindung dar und sind in erster Linie Ausdruck kurzfristiger Überforderung in konkreten Risiko- und Belastungssituationen. Entsprechend stellt der Rückfall einen Hauptgegenstand der Behandlung in der salus klinik Lindow dar. Die Patienten werden gezielt ermutigt, sich ihren wichtigsten Rückfallrisikosituationen in der Realität auszusetzen und ihre abstinente Bewältigung zu üben. Gleichzeitig werden  Patienten angeleitet, gemeinsam mit ihren Angehörigen gezielte Maßnahmen für den Fall eines künftigen Rückfalls zu vereinbaren.