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Zwangsstörungen

Im Laufe unseres Lebens erlernen wir viele Normen, Regeln und Gebote, die in der jeweiligen Kultur und in der jeweiligen Familie verankert sind. Diese Werte bilden die Richtschnur für erlaubtes Denken, Handeln und Fühlen und prägen das Selbstverständnis, Handlungen sowie Beziehungen zu Mitmenschen.

Beispiele sind, andere nicht zu verletzen oder jemandem zu schaden, bei Rot nicht über die Straße zu gehen, den Herd nach Benutzung abzuschalten, die Wohnungstür abzuschließen. Die Kenntnisse und Einhaltung von Regeln und Geboten vermitteln ein Stück Sicherheit; ihre Übertretungen können Schuldgefühle und Ängste auslösen oder zu gesellschaftlichen Sanktionen führen.

Von Zwangsstörungen spricht man, wenn quälende, verbotene Gedanken, Ideen Vorstellungen oder Impulse sich immer wieder oder permanent aufdrängen (Zwangsgedanken), oder Handlungen und Rituale immer wieder durchgeführt werden, obwohl sie eigentlich unnötig sind (Zwangshandlungen).

Zwangsgedanken

Unter Zwangsgedanken werden quälende, verbotene Gedanken, Ideen, bildhafte Vorstellungen oder Impulse zusammengefasst.

Beispiele sind die quälende, bildhafte Vorstellung einer Mutter, ihr Kind vom Wickeltisch fallen lassen zu können bis hin zu der Furcht, dem Impuls nicht mehr widerstehen zu können, ihr geliebtes Kind zu töten, oder der Sorge eines Autofahrers, unwillentlich jemanden, ohne es zu merken, zu überfahren.

Zusätzlich zu der durch sie verursachten Qual können diese Gedanken soviel Raum einnehmen, dass die normale Lebensgestaltung schwerst beeinträchtigt ist. Bei dieser Störung dienen vielen Betroffenen Gedankenzwänge der persönlichen Entlastung. In Gedanken werden Situationen immer wieder durchgespielt und überprüft, ob keine Fehler unterlaufen sind, oder es werden Zahlenreihen und persönliche Merksätze als "Gegenmittel" gegen die Zwangsgedanken eingesetzt.

Zwangshandlungen

Die Entwicklung von Zwangshandlungen beginnt meist mit sinnvoll erscheinenden Tätigkeiten. Um ein Gefühl von Kontrolle, Sicherheit und Zufriedenheit zu bekommen oder zu erhalten, wiederholen manche Menschen bestimmte Handlungen.

Sie kontrollieren bspw. Herd, Wasserhähne, Türschlösser, mehrfach, bevor sie in Urlaub fahren, oder sie räumen alles perfekt auf, waschen sich häufig. Diese angstlindernden Handlungen können sich automatisieren, müssen dann unnötigerweise immer häufiger ausgeführt werden und beginnen auch die Mitmenschen zu stören.

Manchmal stehen die Zwangshandlungen auch im Dienste der Bewältigung und Vermeidung weiterer, angenommener Gefahren und Unsicherheiten. Wenn man bspw. schon keine Sicherheit oder Kontrolle über die Haltung der Kollegen, Freunde, Partner hat oder fürchtet, vielleicht bei bestimmten Aufgaben zu versagen, so hat man doch Kontrolle über Stromschalter, Wasserhähne, Hygiene und Ordnung in der Wohnung.

Zwangshandlungen, die oft den Charakter magischer Rituale bekommen, werden so intensiv und häufig ausgeführt, dass sie kaum noch Raum für andere Lebensinhalte lassen. Vor allem weil dies Angst auslösen würde, können sie trotz besserer Einsicht und des Versuchs, ihnen zu widerstehen, nicht unterlassen werden.