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Angststörung

Die angeborene Fähigkeit, Angst wahrzunehmen, ermöglicht Menschen, sich vor einer Bedrohung oder Gefahr zu schützen bzw. sich aktiv dagegen zu wehren. Sie kann erstaunliche körperliche Kräfte freisetzen und uns zu geistigen Höchstleistungen anregen, sie kann uns jedoch auch lähmen.

Ängste gehen unmittelbar mit körperlichen Veränderungen einher, z.B. Herzrasen, Zittern, Schwitzen, trockenem Mund, zugeschnürter Kehle, Atemnot, Schwindel, Harndrang und Durchfall. Ist die Gefahr vorüber, lässt die Angst nach. Von Angststörungen spricht man, wenn Ängste heftig und häufig in Situationen auftreten, ohne dass sie eine sinnvolle und angemessene Alarm- und Warnreaktion darstellen und so zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.

Es gibt verschiedene Formen von Angststörungen, die auch kombiniert auftreten können:

Agoraphobie

Die Betroffenen leiden unter Ängsten vor offenen Plätzen oder vor Situationen, in denen sie sich nicht sofort und problemlos an einen sicheren Ort (häufig ihr Zuhause) zurückziehen können. Viele haben Angst, die eigene Wohnung zu verlassen, Geschäfte zu betreten, sich in eine Menschenmenge zu begeben, alleine in Bussen, Zügen oder Flugzeugen zu reisen und setzen sich solchen Situationen nur unter Sicherheitsvorkehrungen wie der Einnahme von Beruhigungsmitteln oder Alkohol oder in Begleitung aus, oder sie vermeiden diese Situationen völlig.

Bericht einer Betroffenen:

Ich kann mein Zuhause nur noch in Begleitung meines Partners verlassen. Besonders schlimm sind Kaufhäuser oder öffentliche Verkehrsmittel. Ich merke, wie die Angst schon bei dem Gedanken daran zu steigen beginnt. Ich bekomme Herzklopfen und fange an zu schwitzen. Ich habe dann Angst, dass alles aus ist. Ich kann da nicht rein, das halte ich nicht aus.“

Literaturtipp:

  • Heinrichs, N. (2007). Ratgeber Panikstörung und Agoraphobie. Informationen für Betroffene und Angehörige.
    Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie; Bd.14. Göttingen: Hogrefe.

Soziale Phobie

Das Leid der Betroffenen beginnt oft schon in der Jugend. Im Zentrum steht die Furcht vor der prüfenden Beobachtung und Bewertung durch andere Menschen in verhältnismäßig kleinen Gruppen. Manchmal ist die Furcht oder Angst begrenzt auf bestimmte Situationen, wie z.B. Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit, manchmal tritt sie in fast allen sozialen Situationen außerhalb des Familienkreises auf. Die Angstsituationen werden folglich vermieden, was zu sozialer Isolierung führen kann. Soziale Phobien sind oft mit niedrigem Selbstwertgefühl, Furcht vor Kritik, vor Versagen und vor Demütigung verbunden. Außerdem können Erröten, Händezittern, Übelkeit auftreten.

Bericht eines Betroffenen:

"Sobald ich von anderen beobachtet werde oder vor anderen sprechen soll, ist es aus. Mir wird dann heiß, ich werde knallrot im Gesicht und fange furchtbar an zu schwitzen. Das ist mir dann sehr peinlich, weil das doch sicher alle sehen. Außerdem bin ich dann völlig blockiert. Ich will dann nur noch weg.“

Literaturtipp:

  • von Consbruch, K. & Stangier, U. (2021). Ratgeber Soziale Phobie. Informationen für Betroffene und Angehörige.
    Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie , Bd. 20. Göttingen: Hogrefe.

Spezifische Phobien

Die Betroffenen leiden an Ängsten, die auf ganz bestimmte Situationen oder Objekte beschränkt sind, wie Höhen, Dunkelheit, geschlossene Räume, die Nähe bestimmter Tiere, das Essen bestimmter Nahrungsmittel, Zahnarztbesuche, Anblick von Blut, die Furcht, Krankheiten wie AIDS ausgesetzt zu sein.

Bericht einer Betroffenen:

"Also, wenn ich Blut sehe, dann falle ich in Ohnmacht. Ich kann das nicht. Ich werde dann ganz kopflos, und muss sofort weg. Das ist sehr, sehr schade, denn eigentlich wollte ich Krankenschwester werden, das geht aber nicht."

Literaturtipp:

  • Wannemüller, A. & Margraf, J. (2022). Ratgeber Phobische Störungen. Informationen für Betroffene und Angehörige.
    Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie; Bd. 48. Göttingen: Hogrefe.

Panikstörung

Die Betroffenen leiden an plötzlich auftretenden Angstattacken, die unvorhersehbar aus "heiterem Himmel" auftreten können. Typisch ist ein plötzlicher Beginn mit Herzklopfen, Herzrasen, Brustschmerzen, Schwindel, Erstickungsangst, dem Gefühl, nicht mehr man selbst zu sein. Daraus entsteht häufig die Angst, die Kontrolle zu verlieren, wahnsinnig zu werden oder zu sterben - und oft auch die Angst vor weiteren Panikattacken.

Bericht eines Betroffenen:

"Das kommt immer aus heiterem Himmel. Plötzlich dieses Herzrasen, mir wird dann ganz flau und ich habe Todesangst. Ich habe daher immer mein Handy bei mir und habe auch schon mehrmals den Notarzt gerufen. Wenn der dann kommt, ist in der Regel alles sehr schnell vorbei und ich werde wieder ruhiger. Was mich so fertig macht, ich habe für diese Attacken keine Erklärung, manchmal denke ich, ich werde noch verrückt."

Literaturtipp:

  • Heinrichs, N. (2007). Ratgeber Panikstörung und Agoraphobie. Informationen für Betroffene und Angehörige.
    Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie; Bd.14. Göttingen: Hogrefe.

Generalisierte Angststörung

Die Betroffenen leiden unter andauernden Sorgen und Ängsten, die sich auf viele Lebensbereiche (z.B. Partnerschaft, Arbeit, Finanzen, eigene Gesundheit oder die Gesundheit nahestehender Menschen) beziehen können und häufig auch nicht richtig "fassbar" sind. Diese Sorgen und Ängste gehen mit erhöhter innerer Anspannung (u.a. Nervosität, Zittern, Muskelanspannung, Schwitzen, Herzklopfen, Schlafstörungen) einher.

Bericht eines Betroffenen:

"Eigentlich mache ich mir ständig Sorgen. Ich komme nie zur Ruhe, immer wieder habe ich die Befürchtung, es könnte etwas schief gehen, ich könnte einen Fehler gemacht haben, irgendetwas könnte passieren. Ich kann mich daher nur schlecht konzentrieren, alles dauert so lange, das beunruhigt mich natürlich dann auch wieder.“

Literaturtipp:

  • Hoyer, J., Beesdo-Baum, K. & Becker, E. S. (2016). Ratgeber Generalisierte Angststörung. Informationen für Betroffene und Angehörige. Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie; Bd. 15. Göttingen: Hogrefe.